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20 Jahre Arbeitskreis Döllnitz
e.V.
(AKD)
Er ist noch immer mehr ein Geheimtip für Heimatfreunde und agiert am
Rande der Regionalpolitik. Wann und warum wurde er gegründet, und was
hat er eigentlich geleistet? Inzwischen sind 20 Jahre vergangen.
Auf Empfehlung
des Geschäftsführers der Stadtwerke Halle (SWH) und der Deponie
Halle-Lochau W. Klose wurde der AKD am 20.06.2001 im Brückenraum
der Deponie gegründet im Beisein des GF der SWH, des Vertreters
des Landrates K. Bichoel, A. Schneider, des Anwaltes
Dr. R. Tenner, des ehemaligen Gutsbesitzers A. Goedecke , F.
Steffers (SPD) u.a. Der Künstler Hans Rothe war wegen Krankheit
verhindert. Die Gründungsurkunde wurde unterschrieben von: T. Schubert,
M. Redies, M. Dykstra und Dr. J. Stadermann.
In der MZ wurde tags darauf die Vereinsgründung
angezeigt. Ziele waren: die vom Bergbau geschundene Landschaft um
Döllnitz mittels förderfähiger Projekte entwickeln
zu helfen sowie Traditionen und regionalgeschichtliches Bewusstsein zu
pflegen und zu fördern. Dafür hatte die
Umweltministerin Dr.
G. Kuppe Mittel in Aussicht gestellt.
Inzwischen sind 20 Jahre vergangen. Was hat der AKD in
den Jahren geleistet? Hier
ein kleiner Exkurs in die Anfangsjahre.
Um den Verfall regional
bedeutsamer Bauten Einhalt
zu gebieten, wurde 2001
mit dem ökologischen
Landschulheim Dreiskau-Muckern (Sachsen)
ein Erfahrungsaustausch vorgenommen, das eine ähnliche
Ausgangslage wie Döllnitz hatte. Mit dem ISW (Institut für
Wirtschaftsförderung und Strukturpolitik), dem Landratsamt, der
Denkmalspflege, mit Projektmanagern, Bauunternehmen, dem TBZ Osendorf
(Technologie- u. Bildungszentrum Osendorf)
u. a. wurde versucht,
Fördermaßnahmen zur Objektsicherung und –nutzung anzuschieben. Es gab
Sanierungskonzepte mit Kostenangaben und hoffnungsvolle
Gutachten. Allein unser Bemühen, das Landschulheim (ehemaliges
Herrenhaus des Rittergutes) als Gemeindezentrum zu einem Vorzugspreis zu
erwerben, schlugen fehl. Die noch funktionierende Gebäudeeinheit
„Kinderland“ e.V. wurde dem Insolvenzanwalt überlassen. Die Bemühungen
zur Rettung des ehemaligen Rittergutes scheiterten trotz großem
Interesse der Bauwirtschaft und des ehemaligen Gutsbesitzers an der
Nichtkreditwürdigkeit des Altbesitzers als auch der des AKD. Das
Treuhandgutachten lag vor, und mit 200 TDM wäre
das Gut gerettet worden. Fast 2 Jahre währte der Vorgang. Der
Wassermühle erging es ähnlich. Mit dem Verkauf der Wasserrechte war die
Mühle wertlos geworden, Kaufinteressenten wandten sich ab. Eine Rettung
war vertan. So wurde auch die alte Schule veräußert, schließlich auch
der „Palmbaum“ (Tanzgaststätte und Kino).
Döllnitz wurde ein Schlafdorf. Mit dem Niedergang des Gutes
gingen einher die Veruntreuung von Gegenständen und Zubehör aus
demselben. Im Saalkreisarchiv waren nach der Liquidation des Rittergutes
lediglich ein Teil der Akten
auffindbar. Vieles war vom Gut und der Gosebrauerei verscherbelt worden.
2002 wurde dem AKD vom
Stadtarchivar Halle (R. Jacob) Akten des Gutes vom Schwarzen Markt zum
Kauf angeboten. A. Goedecke erwarb sie und schenkte sie dem
Saalkreisarchiv.
Um ein Zustandsbild vom Ort erlebbar zu machen, legten
wir ein Archiv historischer Ortsaufnahmen an. Vor allem war es Gerd
Bedemann, der aus dem historischen Filmmaterial seines Vaters,
Karl Bedemann (Kulturbund), Fotos anfertigte. 2002 wollte der AKD
im Gemeinderaum der alten Schule mit einer Fotoausstellung zeigen
„Döllnitz früher und heute“. Der Kontrast sollte nicht nur auf den
Verfall der bedrohten Denkmale aufmerksam
machen, sondern auch vergangene Schönheit ins Blickfeld rücken.
Passgenau wurden Magnethaftrahmen,
spezielle Grafikrahmen,
angeschafft, eine Ausstellungskonzeption entwickelt, doch dann wurde
die alte Schule verkauft. Heute
verfallen und wüst. Ein
Ersatzraum stand uns nicht zur Verfügung, auch nicht für
Versammlungszwecke. Die Grafikrahmen wurden privat eingelagert und
schließlich mit W. Kloses
Hilfe 2005 verkauft. Die Ausstellungsverhinderung führte uns zum
Stadtmuseum Halle.
Die Erkundungen zur Ortsgeschichte brachte nicht nur Wesentliches zum
Ort, sondern auch zur Geschichte der „Rittergutsgose Döllnitz“ ans
Licht. Daran war das Stadtmuseum Halle sofort interessiert. 2003 wurde
mit Gestattung des Museumsdirektors Dr. Chr. Hirte eine Projektgruppe
„Rittergutsgose Döllnitz“ ins Leben gerufen, die dort regelmäßig
tagen konnte und das „1.Mitteldeutsche Gosefest“
vorbereitete. So wurde in Halle
die Festschrift „180 Jahre Rittergutsgose Döllnitz“ erarbeitet und in
freier Trägerschaft des AKD herausgebracht. Am 11.09.2004 wurde in Halle
das Gosefest gefeiert. Die Handwerkskammer (J. Ritter , AKD, vom TBZ
Osendorf ) restaurierte einen Originalgoseplanwagen aus dem ehemaligen
Rittergut, mit dem am 11.9.04 ein kostümierter Umzug durch Halle
gestartet wurde, der im Stadtkern auf das Gosefest aufmerksam machte.
Mit Festrede, Eröffnung einer
Kabinettausstellung, einem Gosefassanstich
und freiem Ausschank wurde das Fest eröffnet. K. Podzimski (FH
Merseburg) hatte im Auftrag von Prof. Dr. J. Bischof ein Video über das
Gosedorf Döllnitz angefertigt,
das jederzeit abgespielt werden konnte. F. Heinrich, vom Goseverein
Leipzig stellte einen neuen Gosekalender vor und A. Goedecke seine
Broschüre „Der
Gosewanderweg“. Es gab ein Sammlertreff
mit Tauschbörse für
Gosefreunde. Ein Vortragsprogramm rundete
die Ausstellung ab, die bis Oktober gezeigt werden sollte, aber auf
Grund der Resonanz bis Jahresende verlängert wurde. Die Exponate im
Stadtmuseum, wertvolle Chroniken aus dem Magdeburger Museum, waren mit
100 000 Euro versichert. Das Stadtmuseum
beteiligte sich mit 1 000
Euro an der Ausgestaltung des Festes. Vitrinen, Schaukästen,
Designer und Personal
stellte das Museum zur Verfügung.
Während der
Arbeit am Gosejubiläum wurde bekannt, dass der Gedenkstein des 1.
Braumeisters der Rittergutsgose in Döllnitz, Johann Philipp Ledermann
(1793 – 1852), bei der Beräumung des alten Friedhofes in Döllnitz nach
der Wende entsorgt worden war, und die Grüfte der einstigen
Mühlenbesitzer (Fam. Becker) mit Einstieg zu den Zinksärgen waren
zugeschüttet worden. Auf Grund des Erfolges
stellte uns der Museumsdirektor
sein Museum zur weiteren
Nutzung zur Verfügung, denn der Wunsch aller Autoren
war es, weiterzumachen.
Das Projekt erhielt vom Vizepräsident des Landtages ein hohes Lob, und
die Weiterarbeit wurde empfohlen. Auch wurde eine hohe Zuwendung für
eine entstehende Regionalgeschichte in Aussicht gestellt.
Real war, dass der Mitteldeutsche Kulturrat (Bonn)
Band 1, das Projekt „Die Liebenau“ mit 5000
Euro bezuschusste, aber mit der Auflage, ein 4 bändiges Werk vorzulegen.
Real war ferner, dass die Herausgabe von Band 1 (2008) gescheitert wäre,
wenn G. Merkel (Orts- BM in Burgliebenau) nicht
heftigst im Gemeinderat für die
uns fehlenden 5 000 Euro gestritten hätte. Seitdem haben wir von der
Gemeinde keine nennenswerten Zuwendungen für die Herausgabe der weiteren
Bände erhalten.
Unser Ziel, regionalgeschichtlich Interessantes aus Vergangenheit,
Gegenwart, Wirtschaft, Kultur und Natur aufzuarbeiten, den Bewohnern der
Region Wissens- und Bewahrenswertes zugänglich
zu machen, Identifikationsbereitschaft und heimatkundliches Interesse zu
wecken, Sensibilität und Engagement für die eigene Region zu entwickeln,
stößt immer wieder an Grenzen, denn jede Projektentwicklung ist an
materielle Voraussetzungen gebunden. Allein für den anstehenden 4. Band
sind allein für Druck, Design und Bindung
25-30 000 Euro einzuplanen. Im Folgenden ein kurzer
chronologischer Abriss der Arbeit des AKD.
Seit 2000 versuchte die
Bürgerinitiative (Vorläufer des AKD) die
ortsprägenden
Bauten wie das ehemalige Rittergut und das Landschulheim
(ehemaliges Herrenhaus) vor dem Verfall zu bewahren.
20.06. 2001 wurde der AKD in der Deponie Halle-Lochau W. Klose)
gegründet.
Dezember 2001 ein Fotoarchiv zur Ortsgeschichte,
Planung einer Fotoausstellung „Döllnitz früher und heute“ in alter
Schule (G. Bedemann) wurde angelegt.
Im Mai 2002 kaufte der AKD
Grafikrahmen.
Ende 2002 wurde die
alte Schule geschlossen.
Im Juli 2002 spendierte die ABS (Anhaltinische
Braunkohlesanierungsgesellschaft Bitterfeld)
5 Rohholzbänke (Eiche). Der
LMBV (Eigentümer Nasspresse)
gestattete die Aufstellung
auf dem Spazierweg. Nach
einer Rocknacht der Gemeinde auf dem Sportplatz wurden die Bänke aus der
Verankerung gerissen und an der Nasspresse
aufgestellt. Der AKD stellte die
Bänke erneut auf, 1 Jahr später das Gleiche,
seitdem stehen die Bänke im verwilderten Raum,
Im April
2003 wurde das Projekt 180 Jahre
Rittergutsgose im
Stadtmuseum begonnen.
Im Januar 2004
wurde ein Antrag auf
Ehrenbürgerschaft zum 75.Geburtstag von Hans Rothe (Döllnitzer)
gestellt. Der Gemeinderat erhielt
vom AKD ein Künstlerporträt (Video von Prof. Dr. J. Bischof
FH Merseburg), einen Kunstkatalog
zu Arbeiten von H. Rothe von Dr. W. Hütt und einen Aufsatz zum Wirken
von H.R. vom AKD, (Festvortrag J.
St. gehalten am 14.5.04 im Garten
von H.R.). Der AKD fertigte eine Festschrift mit Frieder Simon
(Puppenspieler) an und organisierte ein Konzert mit M. Schönheit in der
Barockkirche Burgliebenau,
H.R. erhielt die Ehrenbürgerschaft Ende August. Daraufhin erhielt die
Gemeinde von H.R 4
Originalgrafiken, Ansichten von Döllnitz (F. Steffers).
Am 11.09.04,Tag des Denkmals, fand das “1.
Mitteldeutsches Gosefest“ im
Stadtmuseum Halle statt mit Planwagen,
Umzug, Video, Festvortrag, Listung der Gose im Globusmarkt Halle und
Leipzig sowie Verlängerung der
Ausstellung um ¼ Jahr.
Ende 2004 hatte der AKD
die Untersuchung der Altdeponie Schachtstraße beantragt
(Umweltamt W. Wille),
für deren Sanierung Förderprogramme
zur Verfügung standen. aber nicht
genutzt wurden. Die Gemeinde entsorgte dort ihren Grünschnitt (S.
Koppik)
2005, nach der Eingemeindung von Döllnitz zu Schkopau
, wurde der Antrag erneut gestellt, und die Untersuchung ergab (OBM D.
Albrecht), dass die Altdeponie schadstofffrei war.
2005 übergab Pfarrer
Baumgarten (Dieskau) dem AKD eine
Abschrift der Döllnitzer Ortschronik, die er von der Tochter des
ehemaligen Mühlenbesitzers Becker erhalten
hatte, die inzwischen im Bestand des Museums für Frühgeschichte Halle
ist.
2006 initiierte
der AKD ein Projekt
zur Umgestaltung des Trafohäuschens am Ortseingang (alte Ziegelei) zu
einem Artenschutzturm wie in Burgliebenau mit EU-Förderung und 20%
Beteiligung von Envia. Die
Handwerkskammer plante eine Bildungsmaßnahme (1/2 Jahr ,12 Jugendliche
sollten am Objekt ausgebildet werden) Ein Ornithologe war bereit, die
Vogelschutzwarte
einzurichten und zu betreuen. Grund und Boden wurden von
der MEAG der Gemeinde überstellt; dann ließ die Gemeinde das
Trafohäuschen abreißen.
Am 15.11.2008 gab der AKD
Band 1 „Die Liebenau“ im Kulturgut Ermlitz
unter Teilnahme des Lochauer
Frauenchores und der
Sozialministerin Dr. G. Kuppe heraus.
Am 7.10 2009 wurde das
Bodendenkmal Bornhöck
eingeweiht unter Mitwirkung von Prof.
Dr. H.Lück, 2 Jahre bevor das Frühgeschichtliche Museum Halle (T.
Schunke) mit der Ausgrabung begann.
Am 4.11.2009 , präsentierte der AKD die Nachauflage
von Bd. 1 in der Deponie
Halle-Lochau.
Am 27.1.12,wurde Bd. 2
„Au(g)enblicke“ in der Deponie vorgestellt.
2013 begann der AKD mit der Vortragsreihe des AKD zu
regionalen Themen.
Am 17.7.2014 stellte der AKD
die Festschrift „190 Jahre
Rittergutsgose“ mit einem Fest in
der Gaststätte „Bad“
Döllnitz vor und weihte eine
Gedenktafel für J. P .Ledermann
an der Gaststätte „Bad“ ein mit Gästen aus Goslar, Stadtrat
Dr. F. Schober, dem Goseverein Leipzig und Goseverkostung aus
Goslar.
2015 pflanzte der AKD 10 große Wildpflaumen am Ortseingang.
Am 6.4.2016
wurde in der
Deponie der 3. Band
der Reihe „Au(g)enblicke)“
vorgestellt.
Am 16.4.2018 wurde das
restaurierte Otto - Kreutzmann - Mahnmahl
gemeinsam mit dem Direktor
der Gedenkstätte „Roter
Ochse“ M. Viebig eingeweiht. B. Sinang identifizierte den Text auf dem
Gedenkstein. Liedtext und
Komposition wurden In der DB (Deutsche Bücherei)
Leipzig gefunden. ,Am
14.5.19 überreichte der AKD
Hans Rothe eine Festschrift
zu seinem 90. Geburtstag mit Beteiligung der Gemeinde Schkopau, dessen
Gestaltung der „Alchimistenklause“ (Halle) nach 40 Jahren unter
Denkmalschutz gestellt wurde.
2021 ist Band 4
in Vorbereitung und 3 weiter Projekte.
Resume:
Ohne die hilfreiche Rettung vom damaligen GF der SWH
W. Klose gäbe es den AKD nicht.
Er schätzt die unternehmerischen Initiativen des AKD und seine
gemeinnützige Arbeit.
20 Jahre regionalgeschichtliche Arbeit auf den Spuren von E. Neuß und
Schultze-Gallera haben nicht
nur Interessantes zutage gebracht, sondern auch praktische Spuren
hinterlassen: z.B. die Wiederbelebung des Trothaschen Weinbaus in der
Region (Röglitz, A. Gasch) bzw.
die Aufnahme der Sanierung des ehemaligen Orgacid-Geländes in Ammendorf
(E. Gadde). Anregungen zu weiteren historisch bedeutsamen Ereignissen
und Personen unserer Region liegen vor und erfordern
eine Aufarbeitung und animieren zum Weitermachen.
Dr. Johannes
Stadermann AKD
Vereinssitz:
AKD Döllnitz e.V.
Günther Merkel
Die Mühlbreite 1
06258 Schkopau
OT Burgliebenau
Tel.: 0345/7821211
Vereinsregister Stendal:
VR 46722
Vereinszweck:
Auszug aus der Satzung:
„ Zweck des Vereins ist, die Heimatkunde, die Landschaftspflege, den
Naturschutz und den Umweltschutz in und um Döllnitz zu fördern sowie
Pflege und Erhaltung von regionalen Kulturwerten und Denkmalen zu
unterstützen.“
Vorstand:
Vorsitzender: |
Günter Merkel |
Stellvertreter: |
Tino Schneider |
Kassenwart: |
Silke Pätzold |
Schriftführer: |
Ehrhardt Schräpler |
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